Ein harter Blick hinter die Kulissen bei UFC und WWE – Buchrezension zu Ronda Rouseys „Our Fight“

14.04.24, von Katharina "Katha" Kanzan

Autor: Ronda Rousey | Titel: Our Fight

Verlag: Century | Erscheinungsdatum: 04.04.2024

Seitenanzahl: 288 | Sprache: Englisch

Buchrückseite

From the moment she burst onto the MMA scene, Ronda Rousey was unbeatable. She repeatedly strung together back-to-back flawless victories, racking up a collection of records and forever changing the face of sports as the UFC’s first female champion. A superstar in her sport, she transcended athletics, appearing in blockbuster films and becoming a role model for women everywhere. Then, on November 15, 2015, it all came crashing down.

In OUR FIGHT, Rousey explores the greatest challenge of her life and, ultimately, how she rebuilt her career into something better in the aftermath. She recounts how she replaced her pursuit of perfection with the pursuit of happiness and found a blessing in disguise amongst the wreckage. Following Rousey’s relatable journey, OUR FIGHT is a courageous narrative of career changes, marriage, motherhood, and facing your fears.

 

Autorin

Ronda Rousey ist eine US-amerikanische Judoka, Mixed-Martial-Arts-Kämpferin, Wrestlerin und Schauspielerin. Große Bekanntheit erlangte sie durch ihre Zeit bei UFC als erster weiblicher UFC-Champion und durch ihre Zeit bei der WWE. „Our Fight“ ist ihr zweites Buch. Ihr erstes Buch „ My Fight / Your Fight“ erschien 2015 und behandelt ihre Kindheit und ihre Zeit bei der UFC vor ihrer Niederlage gegen Holly Holm.

Inhalt

„Our Fight“ schließt sich an ihre erste Autobiographie nahtlos an. Es gibt zwar einige Rückblicke in die Zeit vor ihrer ersten UFC-Niederlage, diese ist aber der Ausgangspunkt ihres Buches. Sie beschreibt im ersten Teil des Buches wie die Niederlagen sie beeinflusst haben und wie es dazu kam. Der zweite Teil des Buches behandelt ihre Zeit bei WWE. Neben ihrer Karriere berichtet sie über das Kennenlernen ihres Mannes Travis Browne und ihre Familie.

 

Zitate

„You have to be the best on your worst day.“

„At least I got his attention? I thought afterwards. Maybe this means he respects me even more now. Now I look back at those moments and can’t help but wonder if it was really abuse.“

„Vince was sitting alone next to a monitor in an office chair hunched over his phone. At the surprise intrusion, he gave an expression that likely would have been a raised eyebrow had his face not been heavily Botoxed. He had the appearance of a seedy Vega mob boss powered by anabolic steroids and Viagra.“

 

 

 

Rezension

„Our Fight“ beginnt mit Ronda Rouseys Niederlage gegen Holly Holm beziehungsweise ihrer Analyse wie es dazu kam. Der Kampftag und der Kampf an sich werden zwar auch kurz erwähnt, aber Rousey geht vor allem auf die Zeit danach ein, dabei beschreibt sie ihre Gefühle sehr detailliert und lässt auch unschöne Details nicht aus. Sie beschreibt auch ihr inneres Ringen bevor sie den Kampf gegen Amanda Nunes annahm, wie es wiederum zu der Niederlage kam und schließlich ihre Entscheidung der UFC den Rücken zu kehren.

Etwa aber der Hälfte des Buches beschreibt sie dann den Weg zu ihrer Entscheidung zur WWE zu gehen und welche Hürden sie nehmen musste. Das spannendste an dem Abschnitt ist ihr Blick als „Außenseiterin“ auf das Wrestling Business, der absolut schonungslos ist. Vor allem an Vince McMahon lässt sie kein gutes Haar. Trotzdem ist es keine Abrechnung in dem Sinne mit der WWE, da sie immer wieder betont, dass ihr das Wrestling an sich Freude bereitet hat. Allerdings entmystifiziert dieser Blick das Wrestling-Business auch stark.

Neben ihrer Karriere beschreibt Rousey das Kennenlernen mit ihrem Mann und ihren Weg mit ihm eine Familie zu gründen und aufs Land zu ziehen. Ihre Offenheit in Bezug auf ihre Fehlgeburten und künstliche Befruchtung sind bewundernswert.

Zwei Facetten im Buch sind besonders spannend: Zu Beginn ihre Frage, wie das Verhältnis zwischen Trainer*in und Schüler*in aussieht. Dabei stellt sie häufiger die Frage, ob die Schwelle zum Missbrauch bei ihr und vielen anderen nicht überschritten wurde. Die andere spannende Facette ist die Dynamik von Social Media und der Hass, den öffentliche Personen teilweise auf sich ziehen. Diesen Gedankengängen anschließend ist auch der Einblick in das Leben einer öffentlichen Person in Bezug auf Paparazzi und aufdringlichen Fans interessant. Vor allem nach ihrer Niederlage, nach der Rousey vor allem den Rückzug gesucht hat und diesen nur bekam, in dem sie in die Wildnis zum Campen fuhr.

Rousey schreibt sehr offen und man hat nicht das Gefühl, dass sie sich zurückhält. Das merkt man insbesondere an Stellen, in denen sie sich für Entscheidungen rechtfertigt. Gleichzeitig schreibt sie sehr reflektiert. Es gibt, bis auf Vince McMahon und seine Vertrauten, keine Person in ihrem Buch, die sie nur negativ darstellt wird. Zum Beispiel beschreibt sie ihre Beziehung zu ihrem MMA-Trainer als ambivalent. Allerdings stellt sie auch wenige Personen in ihrem Leben heraus, die ihr geholfen haben. Vor allem in Bezug auf ihre selbst erteilte Aufgabe, Frauen zu helfen, wäre es schön gewesen, hätte sie ihr Buch genutzt, um mehr auf diese Frauen einzugehen, zum Beispiel Shayna Baszler.

Sprachlich ist das Buch gut formuliert. Man kann Abläufen folgen und versteht Gedankengänge. Nicht alles ist „ernst“ geschrieben und Ronda benutzt ihren Humor, um sich auch über sich selbst lustig zu machen. Das hilft dem Buch vor allem, weil sie sehr viel davon schreibt, dass ihr Unrecht getan wurde.

Sie hat das Buch wieder mit ihrer Schwester Maria Burns-Ortiz geschrieben. In wie weit sie Einfluss auf den Inhalt und den Schreibstil hatte, ist schwer zu sagen. Was sie leider nicht hatte, war ein Lektorat von jemand Fachkundigen, denn es gibt einige Fehler im Buch, wie falsche Namen. Grammatikalisch hapert es auch an einigen Stellen.

Das Buch ist für MMA- und WWE-Fans und -Nichtfans geschrieben, d.h. es werden Terme und Hintergründe genau erklärt. Das kann stellenweise für Fans etwas anstrengend sein, hat aber den Vorteil, dass gleich mehrere Zielgruppen angesprochen werden.

 

Fazit

Es war sehr spannend das Buch zu lesen, vor allem im Kontext des Hasses, dem Ronda Rousey im Internet schon zur ihrer UFC-Zeit entgegenschlug. Ihre Worte wirken ehrlich und schreiben schonungslos, auch teilweise sich selbst gegenüber, über ihre Niederlage und ihr Umgang damit. Auch der Blick hinter die Kulissen bei WWE ist ein anderer als in den meisten Wrestling-Autobiographien, da sie auch als Main Eventerin immer eine Außenseiterin blieb.

Meine größte Kritik an dem Buch ist, dass sie sehr viel davon spricht, wie ihr Unrecht getan wurde. Sie ist zwar auch sehr selbstreflektiert, aber an vielen Stellen merkt man, dass sie die Ereignisse, vor allem bei UFC nicht ganz verarbeitet hat. Wäre das Buch fünf bis zehn Jahre später erschienen, würde es sich sicher anders lesen. Dadurch kommt teileweise auch das Fazit zu kurz. Sie reflektiert zwar, dass sie über die Jahre Verlieren gelernt hat, aber an vielen Stellen drückt sie sich auch darum, ein ehrliches Fazit zu ziehen. Sie hat weder eine abschließende Überlegung zu den beiden spannenden Facetten des Trainer*in/Schüler*in-Verhältnisses und der Dynamik von Social Media noch zu ihrem Anliegen Frauen im Bereich MMA und Wrestling sichtbarer zu machen. Ich erwarte keine ausformulierten Antworten, aber einige Überlegungen wären interessant gewesen, vor allem, weil sie selbst im Buch immer wieder betont, wie wichtig sie es fand die Frauen im MMA sichtbar zu machen.

Die Stärke des Buches ist die Offenheit, insbesondere in Bezug auf Rondas psychische Verfassung nach den Niederlagen, ihren Kampf gegen Depressionen und ihre Fehlegeburten sowie künstliche Befruchtung. Sie scheut an keiner Stelle „Tabuthemen“ anzusprechen, auch in Bezug auf ihre Zeit bei UFC und WWE. Dort ist es aber ein harter Blick hinter die Kulissen, d.h. wenn man noch etwas von der Mystik behalten möchte, sollte man das Buch nicht lesen.

Englisch: MMA- und Wrestling-Terminologie wird erläutert. Teilweise etwas umgangssprachlich geschrieben, aber sicherlich auch mit mittleren Englischkenntnissen gut zu verstehen.

 

Bewertung: ****




4 Antworten auf „Ein harter Blick hinter die Kulissen bei UFC und WWE – Buchrezension zu Ronda Rouseys „Our Fight““

Miauzgenau sagt:

Rousey war schon immer die größte Heulsuse von allen. Als Champ war sie an Arroganz und Großkotzigkeit nicht zu überbieten und nachdem sie dann auf Boden der Tatsachen geholt wurde hat sie nur noch rumgeheult und anderen die Schuld zugeschoben. Selbst schuld wenn man sich nur Ja Sagern umgibt endet es am Ende immer so. Für mich die ätzendste Person im Showbusiness überhaupt.

Denny sagt:

Wird das Buch auch auf Deutsch erscheinen? Mein Englisch ist nicht the yellow from the egg 😉

Suzuki sagt:

„Mein Englisch ist nicht the yellow from the egg“
😁😁 Musste ich gut lachen und mal wieder an den alten guten Loddar denken. 😊

Hohenback sagt:

Miauzgenau@
Genau, was passiert wenn man sich ein Nest aus Jasager aufbaut kann man ja schön daran sehen was bei WWE los ist bedingt durch Vince.
Aber um mal auf Ronda zu kommen, ich mag sie auch nicht besonders und ihr WWE Run nervte mich ungemein, aber man sollte schon anerkennen können was diese Frau alles in ihren Leben erlebt und auch geleistet hat. Und wo sie die Schuld immer bei jemand anderen sucht würde ich mal gerne wissen. Ich habe und schaue regelmäßig UFC und in der Zeit wo Ronda dort gewesen ist, habe ich nichts davon mitbekommen das sie irgendjemand für etwas die Schuld zugeschoben hat. Aber wenn du hier andere Infos oder Aussagen von ihr hast bin ich natürlich offen dafür. Auch bei WWE habe ich nichts davon gehört das sie anderen die Schuld für irgendwas gibt.
Ich finde Sie hat sogar Respekt verdient, zumindest sehe ich das so. Fehlgeburten, Depressionen und trotzdem hat sie sich da wieder rausgekämpft. Gerade bei den Fehlgeburten kann ich mich sehr gut in sie reinversetzten, weil es für mich mit das schlimmste ist was einen passieren kann, nämlich sein Kind zu verlieren.

Also woran machst du dein offensichtliche Abneigung ihr gegenüber fest?

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