The Numbers don’t lie #23: Die größte Party des Sommers verspricht Titelwechsel! Damian Priest zieht im Ranking an Roman Reigns vorbei! Wer kann die Blutfehde entscheiden, CM Punk oder Drew McIntyre?

WWE SummerSlam:

Die größte Party des Sommers steht vor der Tür! Dafür hat sich der gute Triple H nicht lumpen lassen und hat eine Matchcard zusammengestellt, die mehr Filetstücke bereithält, als ein Grillabend einer deutschen Oberschichtfamilie. Man merkt deutlich, dass die B-PPVs erst einmal vorüber sind. Alle Singles Championships des Main Rosters (außer Speed) haben es auf die Matchcard geschafft und viele Matches sind sogar spannend. Ohne, dass ich zu diesem Zeitpunkt die Zahlen gesehen habe, sagt mir mein Bauchgefühl, dass hier viel passieren kann. Es wäre schon eine Sensation, wenn hier alle Titel beim bisherigen Besitzer bleiben würden. Dazu gibt es das langersehnte Match zwischen Drew McIntyre und CM Punk. Insgesamt wurde auch deutlich aufgestockt. Die üblichen fünf Matches haben Zuwachs bekommen, sodass wir uns sogar über sieben Aufeinandertreffen freuen können. Die größte Party des Sommers ist also auch die zweitgrößte Party des Jahres. Bewaffnet euch mit Komfetti & Partyhütchen, hier kommen die Zahlen! Viel Spaß!

World Wrestling Entertainment „WWE SummerSlam 2024“
Ort: Cleveland Browns Stadium in Cleveland, Ohio, USA
Datum: 03. August 2024

Undisputed WWE Championship
Singles Match
Cody Rhodes (c) vs. Solo Sikoa
Wahrscheinlichkeit für Sieg: Rhodes 91 %; Sikoa 9 %

Bei der neuen Bloodline gehen die Meinung stark auseinander. Manche finden Solo Sikoa und die Neuzugänge gut und andere können damit gar nichts anfangen. Ich kann beide Seiten verstehen, möchte aber gar nicht zu sehr auf subjektive Wahrnehmungen eingehen. Auf dem Papier ist Solo Sikoa furchtbar gebookt. Bis zum Abgang von Roman Reigns war eher der Prügelknabe des Stables. Jetzt ist er der Anführer, aber nicht das stärkste Glied einer Gruppierung, die noch in der Findungsphase ist. Dann stellt man Sikoa neben eines der größten Faces und dominantesten Champions des 21. Jahrhunderts. Das Ergebnis? Wahrscheinlichkeiten wie bei einem Squash Match. Die Bloodline und vor allem Sikoa wurde nur durch Brawls aufgebaut. Wenn man sich das Sieg-Niederlagen-Verhältnis von Sikoa in diesem Jahr anschaut, wirkt es weniger wie Bloodline, sondern eher Retribution. Nach dem Booking darf hier kein Titel wechseln.

Women’s World Championship
Singles Match
Liv Morgan (c) vs. Rhea Ripley
Wahrscheinlichkeit für Sieg: Morgan 22 %; Ripley 78 %

Hatten wir jemals einen Champion, der ein solcher Underdog war? Das Booking passt aber zu den Zahlen. Rhea Ripley hat ihren Titel nie in einem Match verloren, weswegen ihre Punktzahl auch stets beschützt wurde und nicht herunterging. Liv Morgan hat keinen schlechten Run, weswegen sie auch im Ranking weit oben ist, aber kann einfach nicht mit ihrer Gegnerin mithalten. Hier wird aber deutlich, dass es eine wirkliche Königin des Rosters gibt, die aktuell über allen steht. Die einzige Hoffnung von Morgan dürfte ein Liebescomeback ihres Daddy-Doms sein. Ein Sieg ohne Eingriffe ist für Liv Morgan praktisch ausgeschlossen. Dominik wird also das Zünglein an der Waage sein und wer weiß, vielleicht wird sein Zünglein an dem Abend noch mehr im Einsatz sein.

WWE United States Championship
Singles Match
Logan Paul (c) vs. LA Knight
Wahrscheinlichkeit für Sieg: Paul 53 %; Knight 47 %

Mein Lob geht weiter. So muss man einen Herausforderer aufbauen. Dabei möchte ich gar nicht auf die Storyline eingehen, sondern meine den Aufbau von LA Knight. Er gewinnt viele Matches bei SmackDown und logischerweise wird das hier deutlich. Das Ergebnis davon ist ein sehr ausgeglichenes Match. Bei den engen Zahlen kann man kaum von einer Favoritenrolle sprechen, sondern eher vom „Champions Advantage“, der den Herausforderer zwingt, mehr Risiko einzugehen. Dementsprechend ist das ein äußerst offenes Duell und wer weiß, vielleicht ist das der nächste Titelwechsel.

WWE Intercontinental Championship
Singles Match
Sami Zayn (c) vs. Bron Breakker
Wahrscheinlichkeit für Sieg: Zayn 70 %; Breakker 30 %

Dies ist ein perfektes Beispiel, warum back-to-back Titelmatches mathematisch äußerst schwierig sind. Zum Vergleich: Bei der letzten Ausgabe von „Numbers don’t lie“ für Money in the Bank hatte Zayn noch eine Siegeswahrscheinlichkeit von 63 % und dementsprechend hatte Breakker eine von 37 %. Eine Niederlage für den Herausforderer ist aber nicht gut, weil der Champion dadurch gestärkt wird, der in diesem Fall sogar noch viele weitere Siege in den Weeklys hatte. Breakker hingegen muss wieder neu aufgebaut werden, was in so kurzer Zeit kaum möglich ist. Hätte er nicht noch einen Sieg gegen Dragunov geholt, wäre es wohl noch deutlicher gewesen. Traurigerweise hat Breakker am Wochenende wohl eine größere Chance als beim vergangenen PLE.

WWE Women’s Championship
Singles Match
Bayley (c) vs. Nia Jax
Wahrscheinlichkeit für Sieg: Bayley 56 %; Jax 44 %

Auch hier haben wir ein Match, wo man nur von einer minimalen Favoritenrolle sprechen kann. 56 % sind wirklich nicht viel, besonders, wenn der Herausforderer ein Heel ist, der sich gerne mal unfairen Tricks bedient und eine Tiffany Stratton in der Ringecke hat. Genau diese Frau könnte hier aber „den Drew McIntyre“ machen und sich in das Match ihrer Freundin einklinken. Auch ein Cash-In unmittelbar nach dem Match ist nicht ausgeschlossen. Man könnte es so erzählen, dass Stratton bewusst sich bei Jax eingeschleimt hat, um immer möglichst nah am Champion sein zu können. Hier ist das Chaos vorprogrammiert und ein Titelwechsel nicht unwahrscheinlich.

WWE World Heavyweight Championship
Singles Match
Damian Priest (c) vs. Gunther
Wahrscheinlichkeit für Sieg: Priest 76 %; Gunther 24 %

Auch wenn es für viele vielleicht nicht so wirkt, Damian Priest ist bereits nach wenigen Monaten unfassbar dominant. Nach seiner langen Tag Team Championship-Regentschaft und dem Sieg des Koffers, ging seine Kurve immer weiter nach oben. Vor nicht allzu langer Zeit war Gunther noch deutlich vor ihm und jetzt ist der Österreicher auf dem Papier der klare Außenseiter. Dabei ist sein Booking überhaupt nicht schlecht. Nach dem Verlust seiner Intercontinental Championship gewann er das King of the Ring-Turnier, was ein überdurchschnittlich guter Aufbau ist. Damian Priest rückt aber in eine Dreierreihe zu Cody Rhodes und Roman Reigns auf. Was meint ihr? Ist Damian Priest der nächstgrößere Topstar der WWE?

Singles Match – Special Guest Referee: Seth Rollins
CM Punk vs. Drew McIntyre
Wahrscheinlichkeit für Sieg: CM Punk 55 %; McIntyre 45 %

Der Aufbau war lange und intensiv. Seit über einem halben Jahr geht die Storyline der beiden und ich muss meinen Respekt aussprechen. Es ist wirklich nicht leicht, eine Fehde so lange aufrechtzuerhalten. Manche würden jetzt sagen, dass sie es mittlerweile schon langweilig finden, was auch nachvollziehbar ist, aber sehr viele Fans freuen sich auf das Match und da kann ich mich nur wiederholen. Vorfreude so lange zu halten, ist eine Kunst. Das Match ist auf dem Papier schwierig zu bewerten, da Punks Punktzahl nur auf dem Royal Rumble basiert. Das passt aber zu den knappen Wahrscheinlichkeiten, weil es keinen eindeutigen Favoriten gibt. Dazu haben wir mit Seth Rollins einen Ringrichter, der selbst gesagt hat, dass er beide hasst. Ein weiteres Match voller Spannung, das einige Überraschungen beinhalten dürfte.

Fazit:

Der SummerSlam stellt mal wieder unter Beweis, dass es von den PLEs wirklich das Highlight der zweiten Jahreshälfte ist. Alle Singles Championships werden verteidigt und mit Drew McIntyre vs. CM Punk haben wir ein Match, das auch definitiv WrestleMania-würdig ist. Dazu ist bei den Wahrscheinlichkeiten alles vorhanden. Champions als klare Favoriten, Champions als klare Außenseiter und Aufeinandertreffen, die nahe der 50/50 sind. Schreibt gerne in die Kommentare, ob ihr glaubt, dass die Zahlen recht behalten werden oder ob es mehr Überraschungen und Titelwechsel gibt. Sicher wird aber sein, dass es einen Wandel in der Titellandschaft geben wird. Wir von wrestling-infos.de bieten euch natürlich wieder neben Numbers don’t lie einen Preview Podcast, ein Tippspiel und immer die neuesten News sowie Showberichte. Dementsprechend wünsche ich euch viel Freude mit der größten Party des Sommers. Viel Spaß!

Erklärung:

Wrestling, der Sport, bei dem mittlerweile fast jedes Kind weiß, dass er gescriptet ist. Somit kann auch ein Creative Team einfach selbst entscheiden, wer erfolgreich ist und wer nicht. Oft kommt es uns gerade bei WWE so vor, dass Sieger sehr zufällig wirken und Titelmatches unverdient vergeben werden. Wie schön wäre es, wenn man das statistisch nachweisen könnte? Vielleicht sogar noch besser als mit einer simplen Sieg-/Niederlagen-Bilanz, weil diese zu abhängig davon ist, bei welcher Show gegen wen angetreten wird. Was ist, wenn ich euch sage, dass das möglich ist? Mit sehr viel Zeit und einer auf den zweiten Blick einfachen mathematischen Formel habe ich genau das gemacht. So kann ich euch jederzeit ein genaues Ranking aller Superstars in der WWE geben und vor jedem Match eine (theoretische) Wahrscheinlichkeit berechnen, wer dieses Match gewinnt.

Jetzt aber mal langsam. Jeder von euch, der beispielsweise in der Welt des Schachs ein Zuhause gefunden hat, wird das „Elo-System“ kennen. Im Schach hat jeder professionelle Spieler eine Zahl, die seine Spielstärke bestimmt. Wenn zwei Spieler gegeneinander antreten, werden ihre Werte in eine Formel eingegeben, welche die Wahrscheinlichkeiten für den Duell-Ausgang bestimmt. Diese Wahrscheinlichkeiten werden wiederum benutzt, um die Plus- bzw. Minuspunkte der Spieler zu ermitteln. Mit den genauen Formeln möchte ich euch verschonen, aber merkt euch zumindest so viel: Wenn ein hoch bewerteter Spieler gegen einen niedrig bewerteten Spieler gewinnt, macht das kaum einen Unterschied für die Werte. Es war schließlich sehr wahrscheinlich, dass genau das passiert. Wenn aber ein niedrig bewerteter Spieler gegen einen hoch bewerteten Spieler gewinnt, hat das einige Plus- und Minuspunkte zur Folge.

Wrestling ist dabei leider etwas komplizierter. So musste ich die Formel, welche beim Schach und anderen Sportarten verwendet wird, etwas modifizieren. In meiner Rechnung ist es dazu relevant, bei welcher Show das Match ausgetragen wird, ob ein Titel auf dem Spiel steht, das Match clean endet* und wer die aktuellen Titelträger sind.

*Anmerkung: Clean ist wie folgt definiert: Endet das Match so, dass ein Titel wechseln könnte (Pinfall, Submission, Stipulation etc.), dann war es ein cleanes Ende. Endet das Match aber so, dass ein möglicher Titelwechsel nicht stattfinden würde (Disqualifikation, Count-Out etc.), war es kein cleanes Ende. Eine Ablenkung oder ein Eingriff, der beispielsweise vom Ringrichter nicht gesehen wird und zu einem Pinfall führt, gilt als clean. Dies ist so geregelt, weil es ansonsten nicht möglich wäre, eine eindeutige und objektive Definition zu finden. Besonders Ablenkungen sind nicht eindeutig genug und führen nicht immer zu einem Finish, sodass dies nicht in die Wertigkeit aufgenommen werden kann.

Im April 2021 hatte ich die Idee dazu und seitdem jegliche Aufeinandertreffen bei RAW, SmackDown, Main Event, neuerdings auch Speed und den Premium Live Events in die Rechnungen einbezogen. Dabei haben die einzelnen Shows eine eigene Wertigkeit. Die geringste Relevanz hat Main Event, darauf folgen die Weeklys und die größte haben die Premium Live Events. Houseshows und Dark Matches wurden nicht in die Rechnungen einbezogen, da sie einerseits zu irrelevant sind und andererseits zu häufig die gleichen Sieger haben, sodass diese Ergebnisse das Ranking zu sehr verfälschen würde. Die Titel haben auch eine unterschiedliche Wertigkeit. So ist der Undisputed WWE Universal Title wertvoller als die Mid-Card- oder Tag Team-Titel. Dies ist sowohl beim gesamten Ranking als auch bei der Berechnung einzelner Matches relevant.

Zu Beginn musste ich jedem Wrestler einen Anfangswert zwischen 1000 und 2000 geben. Dies war notwendig, da ansonsten Mid- und Undercarder mit den meisten Siegen die obersten Plätze einnehmen würden. Roman Reigns hat einfach zu wenig Matches, um höhere Platzierungen zu erreichen. Wenn ich seit Beginn der WWE (oder deren Vorgängern) angefangen hätte, würde jeder beim gleichen Wert starten. So habe ich versucht, die Vorgeschichte von jedem einzeln zu bewerten. Entgegen einer möglichen Kritik, dass dies nicht objektiv sei, habe ich nach den ersten zwanzig Matches von den einzelnen Workern deren neue Bewertung betrachtet und gegebenenfalls den Startwert korrigiert. So hatte etwa Roman Reigns einen Startwert von 2000 Punkten und Akira Tozawa nur einen von 1000 Punkten.

Die Werte der Verletzten sind eingefroren, sodass der Wert noch existiert und unverändert bleibt, diese kommen aber nicht in den Rankings vor. Dasselbe gilt für alle anderen Worker, die aus unterschiedlichsten Gründen aus den Shows geschrieben wurden. Sollten diese wieder in den Shows auftauchen, werden sie auch in den Rankings erscheinen. Bei manchen Workern ist es nicht genau definiert, ob sie wirklich längerfristig nicht auftauchen oder einfach nur ein paar Wochen Pause bekommen. So kann es vorkommen, dass Namen auftauchen, die aktuell nicht in den Shows vertreten sind, aber eine baldige Rückkehr erwarten.